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Freitag, 17. Mai 2002
lmd78, 17. Mai 2002 um 23:16:34 MESZ schnell, solange noch aktuell Was Magazine angeht, bin ich ja ein Wegschmeißer. Lesen und dann weg damit. Dieses Heft heb ich aber auf und das ist bei mir wirklich eine Auszeichnung für eine Zeitschrift. Doch von vorne: Die April/Mai-Ausgabe von mare, der Zeitschrift der Meere widmet sich dem Schwerpunktthema Sex. Knapp die Hälfte des Heftes (60 von 140 Seiten) wird von diesem Thema eingenommen. Sonst gibt es einen Nachruf auf Elisabeth Mann Borgese neben einem Bericht über eine Frau, die ihr Leben auf einer Bohrinsel vor der aserbaidschanischen Küste verbracht hat. Eine Reportage über den Hamburger Freihafen auf dem Weg zu einem neuen Stadtviertel. Buch- und Filmkritiken mit Bezug zum Meer. Alles solide gemacht und interessant. Gekauft hab ich's natürlich aber wegen des Sexschwerpunkts. Und der ist so angenehm unaufgeregt gelungen, dass ich mich nicht scheue, zu sagen, ich hätte durchgeatmet wie am Meer.
Die Texte:
Matrosen machen sich fein, um ins Bordell zu gehen. Interviews mit zwei Hamburger Hafenprostituierten. Die schönsten Filmliebesszenen am Meer. Die Südsee als mythisches Land reiner und freier Sexualität und der Einfluss der westlichen Kolonialisierer. Pinguine, die sich prostituieren, um Nestmaterial zu klauen. Poseidon und seine sexuellen Eskapaden in der griechischen Mythologie. Historisches über Deportation englischer Dirnen nach Australien. Plus: eine Menge skurrilen unnützen Wissens. Oder wusstet ihr, dass Wale ihren mit Tastsensoren bewehrten Penis wie einen Greifarm einsetzen können? Ich nicht. Plus: sehr schöne Bilder.
Die Geschichten über den Hamburger Hafen und die Bohrinsel sind schön photographiert. Angenehm präsentiert, weiße Margen, viel Luft auf den Seiten und schön ausgewogen im Verhältnis von Bild zu Text. Dann die S/W-Aufnahmen des französischen Photographen Antoine d'Agata. Bilder von Prostituierten aus aller Welt, die die Balance schaffen, zu zeigen ohne blosszustellen. Eigentlich der beste Teil des Hefts, diese Bilder.
Das Wort S E X und dazu Bilder von Frauen, die alle durch das fit for fun-Raster fallen. Schlimm, das außergewöhnlich finden zu müssen. Ich wünschte, das würde ganz schnell trendy werden, auf Photos so aussehen zu dürfen wie diese Frauen es tun. Ob mare ohne Sex nicht vielleicht doch etwas dröge ist, werd ich im Juni herausfinden. Der Themenschwerpunkt dann: Ostsee. Ich bin gespannt. Donnerstag, 16. Mai 2002
cursor, 16. Mai 2002 um 20:19:50 MESZ surfers the soul magazine for surfing & windsurfing
deutschlands einzige vernünftige zeitschrift zum thema kommt heute in den postkasten. den wind- teil lese ich nie, aber es bleibt ja noch der rest: scön der bericht über münchens river-surfer. bei herr stoiber ist das fluss-surfen zwar bei strafe verboten, kommt aber als fotto auf eine touribroschüre vorne drauf! schön, die idee wetter und -vorhersage zu erläutern, ein böses thema, noch nicht gelesen, aber über 5 seiten mit superben fottos.
dazu gibt es gut gewählte interviews mit "visionären", die zB skimboarding extrem nach vorne treiben. nathan fletcher ist scheinbar auch ein wirres genie. kann alles am brett und nix im leben. aber nicht nur er bringt ein ums andere mal die filosofie auf den punkt: das leben ist ein witz. wie so oft kann surfers das selbstgesteckte ziel halten und soul mit rüberbringen. gHack, 16. Mai 2002 um 12:48:39 MESZ Ulf Poschardt fährt Ferrari Erst habe ich überlegt, ob die vergangene Woche als Magazin wiederauferstandene Zürcher "Weltwoche" hier überhaupt hingehört. Schliesslich soll es hier im weitesten Sinne um Moden und Trends gehen. Nachdem ich jetzt die zweite Ausgabe des Magazins vor mir liegen habe, kann ich es aber ohne Gewissensbisse hier besprechen. Das Format und Preis sind gleich geblieben. Was bekommt man nun für fünf Franken? Aufgemacht wird mit einem Bild des Matterhorns und der Schlagzeile "Schweiz, bitte aufwachen". Weitere Titelthemen: "Hassfigur Anwalt - Ein Wochenende mit Ed Fagan", "Der überflüssige Mann - Biologen entwickeln die samenfreie Zeugung" und "Wir müssen Pim Fortuyn dankbar sein - Der Schriftsteller Cees Nooteboom über Holland danach" Man muss dazu sagen: Die "Weltwoche" versteht sich als eine Art Speerspitze eines etwas intellektuelleren Rechtsliberalismus. Die Titelstory ist wieder eine dieser in rechtsliberalen Kreisen so beliebten Aufrüttel-Stories. Es geht darum, wie die Schweiz gegenüber anderen Ländern in Sachen Produktivität an Boden verloren hat. Welchen Sinn das Benchmarking hat, wenn man den Lohn eines Lehrers in Zürich mit dem eines Lehrers in Helsinki vergleicht, ohne gleichzeitig die Lebenshaltungskosten in die Rechnung mit einzubeziehen, wissen allein die Autoren. Pseudo-objektives Benchmarking ist ein gern benutztes Stilmittel, aber es bringt nicht weiter. Der Artikel bringt auch wirklich wichtige Aspekte auf, wie den zu geringen Anteil der Bildungsausgaben am Gesamtetat. Aber das ist nichts neues. Nichts, was mich mitreisst oder fasziniert. Der Artikel über Ed Fagan ist sehr subjektiv, kitzelt aber ein paar interessante Momente heraus. Was machen die Hinterbliebenen der Opfer aus Kaprun mit ihrem Geld? Wie kriegt der amerikanische Showman seine potentiellen Kunden dazu, Sammelklagen einzureichen. Aber: Zu wenig Hintergrund. Der Autor bleibt an der Figur Fagan kleben, aber es kommt dabei nichts rum. Der Mann und sein Job bleiben auf Distanz, obwohl der Autor doch so nah rangeht. Dann die Geschichte über die Männer, die dank Biotech bald als Zeuger überflüssig werden würden: "Das nutzlose Glied der Gesellschaft" Gut sind die Fotos dazu, Alltagsszenen, in denen die Männer quasi wie Geister nur halb eingeblendet sind. Aber: Was macht das mit den Frauen? Das insgesamt interessante Thema ist auf nur vier Seiten untergebracht, davon sind zwei von ganzseitigen Fotos im nach wie vor lieblosen Layout verbraucht. Insgesamt wieder ein Stück über die beunruhigenden Folgen der neuen Möglichkeiten in der Reproduktionsmedizin... Aber, ehrlich gesagt, nix G'naus woaß ma ned. Thema gut, aber Artikel so ho-hum. Dann Stücke über die Swissair, über Michael Jackson und ein kurzes über Francis Fukuyama. Feuilleton, ja mei... Fantastische Zeile unterm Autotest: "Ulf Poschardt ist Philosoph und Ferrari-Fahrer". Das 80er-Revival zeigt sein hässliches Gesicht. Abschliessend noch ein Exempel der neuesten niederländischen Literaturgattung, der Pim-Apologie. Diesmal ist nicht Harry Mulisch am Start, sondern Cees Noteboom. Überschrift: "Er war kein Rassist". Frage: "Das land ist voll, der Islam ist rückständig: Solche aussagen sind doch grobe Vereinfachungen." Antwort: "Die Leute sagen es aber, nur meistens im Gespräch untereinander und hinter vorgehaltener Hand. Die Politiker haben so den Eindruck bekommen, es werde ohnehin nichts gesagt. Jetzt haben wir eine offene Diskussion und können sagen: Schauen wir mal, ob das Land wirklich schon voll ist. Und wir werden zum Schluss kommen, dass noch Platz ist, aber vielleicht nicht für alle Wirtschaftsflüchtlinge. Die Deutschen holen Computerfachleute ins Land, die bekommen dann Informationszettel, auf denen steht, sie sollen nachts lieber nicht auf die Strasse gehen. Finden Sie das gut, wenn man alles verschleiert? Aber wir haben Angst, über solche Dinge zu reden." Noteboom sagt aber auch einige vernünftige Dinge, so weist er den Vorwurf zurück, dass die anderen Politiker am Tod Fortuyns mit Schuld hätten. Aber Sätze wie "Er (Fortuyn, GH) verfolgte keine Strategie, er war einfach so. Er war selbst begeistert von dem, was er sagte. Die anderen Parteien haben alle diesen verschleiernden Sprachgebrauch. Sehr manieriert. Für die meisten Menschen ist die politische Diskussionskultur in diesem Land reine Scholastik. Das wollen sie nicht hören und das sollen sie nicht hören. Es hat nichts mit ihrem eigenen Leben zu tun. Politiker haben keine Kinder in normalen Schulen, sie wohnen nicht in Vierteln mit vielen Ausländern." Die Interviewer haken manchmal nach, aber sie lassen ihn davonkommen. Ich weiss nicht, was ich dazu noch schreiben soll. Doch zurück zum Blatt selbst. Es ist, nach wie vor, so etwas wie eines dieser 80er-Jahre-Trendmagazinbeilagen, nur nicht so schön und nicht so unterhaltsam. Die Artikel sind unwichtig. Letzhin gab es einen Fall unglaublicher Polizeibrutalität in Zürich: Ein unbescholtener Bürger (selbstverständlich nichtschweizer Herkunft) wurde von Polizeibeamten in Zivil brutal zusammengeschlagen. In der "Weltwoche": Nichts davon. Constantin Seibt konstatierte in der linken WoZ, die "Weltwoche" sei "Frankenstein - Die Zeitung", ein bisserl rechts, aber insgesamt konturlos. Natürlich muss man bei Analysen in Konkurrenzblättern immer etwas aufpassen. Aber unrecht hat der Mann damit nicht. Montag, 13. Mai 2002
praschl, 13. Mai 2002 um 14:26:19 MESZ Seed. Science & Culture. Seed trägt den Untertitel "Beneath the Surface" und beschäftigt sich laut Eigenauskunft auf dem Cover mit "Science & Culture". Kommt aus Kanada, kostet 4,95 USD, das Etikett mit dem Euro-Preis habe ich leider abgepult, gekauft habe ich es im Hamburger Hauptbahnhof, dürfte in Deutschland also im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich sein. Eine Website gibt es auch, leider ist sie nicht besonders aussagekräftig. Das Mission Statement lautet: Für mich interessant ist, dass es sich bei Seed um das einzige mir bekannte Zeitschriften-Konzept handelt, Wissenschaft hip zu machen, als Bestandteil der Pop-Kultur zu behandeln, mit ein wenig Glamour auszustatten. Wired macht das ja nur mit den Wissenschaften, die sich mit IT und ähnlichem befassen, bei Seed sind das durchaus auch die ganz normalen Naturwissenschaften. Finde ich vom Ansatz her nicht uninteressant. Mir liegt die Ausgabe 2 vor, die ich im folgenden kurz durchgehen will. Umfang: 138 Seiten, das Verhältnis editorials/Anzeigen ist geschätzt 70:30, also ganz angenehm. Das erste, was mir auffällt, ist ein außerordentlich hoher Anteil an klassischen Lifestyle-Anzeigen: Dior, Bang & Olufsen, Evian, Swatch, Puma usw., also nicht wirklich, was man in einem Wissenschafts-Magazin erwartet. Inhalt: Features:
Lange Strecken: Neben den genannten Artikeln gibt es noch drei längere Strecken, die recht deutlich den Lifestyle-Zugang von Seed demonstrieren.
Rubriken: Die Rubriken sind unter den Namen "scene/briefs" und "scene/resumes" zusammengefasst. In den briefs gibt es eher lustiges, verschmunzeltes, klassisch Vermischtes aus der Welt der Wissenschaft. Lustige Fall-Versuche mit dem Euro (öfter Zahl, öfter Kopf?), eine von einem koreanischen Wissenschaftler im Regierungsauftrag geschriebene Broschüre über Furze, lesbische Paare mit Babywunsch und dergleichen mehr. Na ja. In den resumes stehen eher "härtere" Meldungen aus der Welt der Wissenschaft. Der Heisenberg-Brief, Patentgesetze in Japan, eine Studie über die Zunahme von Kriegen, die wegen natürlicher Ressourcen geführt werden (Diamantenminen, Wasser usw.), der Biotech-Boom in England. Nicht uninteressant. Dazwischen: Einseitige, mit SW-Fotos bebilderte Mini-Portraits über einen Amateurkosmonauten, eine Dino-Forscherin und einen Künstler; eine Stockholm-Seite; eine Seite mit kleinen Buchempfehlungen; ein Kalender mit Terminen, die für science buffs interessant sind und eine smalltalk Seite. Layout: Versucht eine Balance zwischen lifestyle mag-Modernismus und diskreter Zurückhaltung, stört nicht weiter, rockt aber auch nicht wirklich. Was die Typos betrifft, können sie sich nicht ganz entscheiden zwischen serif und serifenlos für die Headlines, ein bißchen Verzicht täte dem Blatt ganz gut. Die Fotografie hat zwei Höhepunkte - die Öko-Reportage und die Unterwasserfotos. Für meinen Geschmack gibt es zu viele dunkle SW-Fotos, scheint ein Konzept zu sein, man weiß bloß nicht so genau, wofür. Gesamturteil: Den Ansatz finde ich vielversprechend, nachvollziehbar und sehr interessant. Ich glaube, dass es mittlerweile eine Menge Leute gibt, die in einem Universum von popular culture aufgewachsen sind und sich für Wissenschaft in einer Form interessieren, die zwischen hardcore Wissenschaftspublikationen und dem verzopften Volkshochschultum sagen wir von Geo Science usw. liegt. Die seed-Verwirklichung dieses Gedankens überzeugt mich aber noch nicht wirklich, nicht uninteressant, was da drin steht, aber mir fielen da noch viel bessere Geschichten ein, die den Ansatz deutlicher werden ließen. Und es gibt da noch zu viele Fehlentscheidungen: die Modegeschichte steht da komplett zusammenhanglos rum und hat aber auch gar nichts mit dem Konzept zu tun; dabei ließen sich klasse Modegeschichten produzieren, die den nerd, den Laboranten und den mad scientist ansprächen. Und am Einstieg müssen sie auch noch was tun, um sich von den vermischten Science-Seiten von Spiegel und Focus zu unterscheiden, ein wenig mehr attitude stünde dem Blatt nicht schlecht. comment! Sonntag, 12. Mai 2002
smal, 12. Mai 2002 um 19:52:30 MESZ 50_easy cover smal, 12. Mai 2002 um 19:51:49 MESZ 50_easy: april 2002, #9 aus dem letzten urlaub mitgebracht: 50_easy, in barcelona verlegtes, spanisch-, nicht katalanisch-sprachiges kulturmagazin. recht schön layoutet, meine ich, b. hingegen hält es für eine katastrophe, für nicht weiterentwickeltes achtziger-layout. ich hab schon schlimmeres gesehen. Freitag, 10. Mai 2002
smal, 10. Mai 2002 um 12:45:10 MESZ style #50 cover ... Nächste Seite
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