das dutch magazine hat sich gemausert. lese ich normalerweise fast nie, kann mich nur an ganz frühe ausgaben erinnern, als es noch nicht auf englisch erschienen ist (wenn ich mich nicht täusche). das "editorial office" sitzt mittlerweile in paris. fast schade, ich warte nämlich immer noch auf ein gut gemachtes magazin, das mit aufgeschlossenem und selbstbewußtem blick aus der provinz, was amsterdam nun ja auch nicht wirklich wäre, auf die metropolen blickt. sehr 20th century, sprich altmodisch, dieser anspruch, nur vorort trendumlullt über hippes zeug berichten zu können. red ich mir zumindest ein.
dutch erscheint zweimonatlich, kostet in holland 4.50 euro. umfang ca. 230 seiten, printanzeigenanteil maximal 20 %, im modestreckenteil quasi anzeigenfrei.
das heft ist in verschiedene "features" eingeteilt:
d'arts:
kurze artikel über Leigh LeDare (fotokünstler aus brooklyn), ryan mcGinley (ebenfalls fotograf, beeinflusst von goldin und tillmans), stefan kürten (deutscher maler), erick swenson (künstler aus texas), die hery darger collection (z.zt. im american folk art museum, ny, zu sehen).
sound:
berichte über die electro-pop-girl-group w.i.t (whatever it takes). interview mit princess superstar. darf angeblich als einzige frau in einen new yorker in-homoschuppen namens gaity rein. da will ich hin, wenn ich je nochmals nach ny komme und der laden bis dahin zum tourischuppen verkommen ist.
screen:
artikel über ludivine sagnier, französische jungschauspielerin. bericht über den dokumentarfilm "sister helen", documentary directing award beim sundance-festival. regie rebecca cammisa und robert fruchtman. es geht um die weiße benediktinerschwester helen, die sich in den bronx um drogenabhängige kümmert.
literal:
besprechung des romans "a young man's thought on trains and tramping in america" von eddy joe cotton. kurzartikel über den paparazzo ron galella, fotoband erschienen bei greybull press, sponsored by gucci.
details:
fall collections paris (abstract folklore, dressing up and naughty velvet knickers), milan (gold leaf, furs and femmes), london (black, but romantic), new york (gentlewomen, sparrows, fairytales and skyscrapers). die großen labels werden nur am rande erwähnt, sonst eher kurze artikelchen mit geheimtip-anspruch.
a boy's own skivvies: bruce laBruce (wo hamse den denn aufgetrieben?) schreibt über eine underwear-kollektion des allround-künstlers will munro. munro veranstaltet in toronto parties namens vaseline "a monthly radical queer club catering to disgruntled fags and dykes fed up with the bourgeoisification of the body politic". unilever hat munro die nutzung des namens "vaseline" untersagt. heißt deswegen jetzt "vazleen". fotos von unmuskulösen jungs mit bedruckten unterhosen ebenfalls von bruce laBruce.
design:
artikel über shigeru ban, japanischer architekt. ansonsten viele neue, innenarchitektonisch interessant gestaltete shops, worldwide.
worldwide:
boogie nights on the baltic: neuer partytrend aus skandinavien: saufen und tanzen in der fährendisco. außerdem ein bericht über williamsburg und brooklyn, the "new berlin".
beauty:
promo für beautyprodukte eben.
modestrecken:
czara: fotos von alex cayley. yves saint laurent haute couture. mürrisches model mit großen hunden.
spread eagle: auf 24 seiten fotos von steven klein. szenario: gutaussehende kurzhaarcops in schwarzer uniform (black pants by armani) überwältigen zwei langhaarige blonde halbnackte jungs (plaid shirt by ck) und nehmen beide fest. etwas strange das ganze. soll wohl mit der "ästhetik" schwuler pornos spielen.
miss c: naomi-fotos von alexei hai.
nouveau boudoir: fotos von thomas schenk. in seventiesoptik fotografiert. die präsentierten fummel der alptraum eines durchschnittlichen heterosexuellen mannes.
embark: fotos von michael sanders. wuschelmähnenmädels in romantic-klamotten in venedig.
hide & seek: fotos von willy vanderperre. blonder angepunkter alternativo-boy im blattlosen wald.
revelation: fotos von richard bush. blondes bleiches mädchen, wahlweise in zerfetzten oder multigelayerten klamotten von comme des garcons, yamamoto usw.
resumee:
nicht uninteressant, das heft. hab zwar nicht alle textbeiträge ganz durchgelesen, könnte man aber ruhig machen. interessante themen, die noch nicht so abgelutscht sind. wenn man sein namedropping-vokabular erweitern will, käme man hier weiter. dutch ist zurückhaltend layoutet, keine schreitypo, nur ganz normale grotesk-schrift, helvetica oder sowas unauffälliges. höhepunkt sind die steven klein-fotos. das coverfoto stammt übrigens auch aus dieser serie. kann nichts an der zeitschrift bemängeln, netter zeitvertreib. wenn es doch nur eine deutsche zeitschrift gäbe, die annähernd der dutch ähnelte. würde ich mir sofort und regelmäßig kaufen.