pop magazine #4


pop magazine

das pop magazine erscheint zweimal jährlich, ist der fashion-ableger der face, das feminine pendant zur arena homme plus. scheinen sich durchgesetzt zu haben, diese modesonderhefte bekannter magazine: loaded, gq, face, wallpaper, arena, vogue hommes: alle geben voluminöse, aufwendig gestaltete und fotografierte extrahefte heraus, in denen die modeindustrie ihre printanzeigenetats verpulvert. pop ist über 300 seiten dick, kostet 5 pfund, hier im britischen zeitschriftenladen habe ich 12 euro dafür bezahlt, am bahnhof zahlt man etwas mehr. werbung findet sich "nur" auf den ersten sechzig seiten, der rest des heftes ist fast anzeigenfrei, was mir angenehm aufgefallen ist. die website, wird seit einem jahr nicht mehr aktualisiert. überhaupt erstaunlich, daß sich auch face und arena immer noch den snobistischen luxus einer nichtpräsenz im internet leisten können.

ich weiß nicht, ob es schwierig war, madonna aufs cover zu bekommen. wahrscheinlich schon, vor allem halbnackt. mir geht's ja neuerdings so, daß ich die original-madonna auf stylishen modefotos garnicht mehr wiedererkenne, sondern immer denke, das ist nur ein auf madonna gedirndltes model. und ich spreche jetzt nicht von dieser grausamen küchengerätewerbung, in der eine cowboybehutete alte mit spitzem kinn an der induktionskochmulde lehnt. egal. auf dem pop-cover ist auf jeden fall die echte madonna zu sehen, schließlich geht es im ganzen heft um das thema "icon". eine bessere coverbesetzung hätte man also nicht finden können.

stella mcCartney sind die ersten seiten des pop magazines gewidmet. ein mit ihr wohl recht gut befreundeter journalist stellt ihr eigenartige trashfragen à la "hast du in deinem leben schon mit mehr als 30 männern geschlafen?". mcCartney schlittert mädchenhaft von antwort zu antwort und traut sich nicht recht, dem fragesteller eine in die fresse zu hauen. bebildert ist das interview mit fotos der vier ikonen stella mccartneys: madonna, charlotte rampling, chrissie hynde und sam taylor-wood. alle gekleidet in stella-mccartney-fummeln und gut fotografiert von mert alas & marcus piggott.

nach den fünfzig anzeigenseiten (schlauer zug von h&m übrigens, in allen fashion-magazinen inmitten der luxusmarken anzeigen zu schalten) ein längerer heftteil: "leaders of the pack. pop catches up with the fashion faces we look up to" (14 seiten). kurze artikel und interviews mit wichtigen kreativen aus der modebranche. liest sich wie ein kleiner almanach. alle sind vertreten: von hedi slimane, der mann, für dessen dior-anzüge karl lagerfeld zweihundert kilo abgenommen hat, über chris bailey (burberry) und martine sitbon (byblos), bis hin zu stuart vevers, handtaschendesigner bei bottega veneta. und viele andere mehr. alle werden nach ihren "icons" gefragt. meist die typischen antworten: hab keine, meine mutter, mein vater, madonna, katherine hepburn, undsoweiter.

modestrecken: inclinations (13 seiten): romantic and unstructured seventies silhouettes. fotos von david slijper. mädels, die elegisch im moor und moos und gras rumliegen.

eve (20 seiten): sehr gute fotos von mert alas und marcus piggot. ein model, namens rie (muß man sich merken) mit wahnsinnigen hochtoupierten frisuren. kleider und inszenierung sehr seventies. erinnert teilweise an alte veruschka-fotos bzw. soll wahrscheinlich so rüberkommen, da auch fast alle modefotos das ikonen-thema bedienen sollen.

jt leroy (20 seiten): kultautorin der "breakthrough novel" sarah (wird zur zeit von gus van sant verfilmt), fotografiert als ihr movie icon jodie foster in taxi driver. recht ungewöhnliche fotos. sie hängt in einer cheesy wohnung mit lurexsocken und larvenmaske ab, sitzt im schrank, auf dem küchentisch. sehr schön.

grande royale (12 seiten): interview mit princess superstar. modefotos mit ihr als dusty springfield. nette idee.

crowned by sunlight (14 seiten): interview mit phoebe philo, neue chefdesignerin bei chloé. fotos von famous jock sturges: nackte achtzehnjährige mädchen am strand, natural pubic hair, gürtel von chloé.

never in the field (10 seiten): männermode im sportswear-style bzw. das, was der pop fashion-editor dafür hält. das model hat strubbelhaare und dicke lippen.

sunday morning (18 seiten): hippiemodefotos von phil poynter in komischen bernstein/grüntönen. die models haben alle dreckige gesichter und lümmeln frühmorgens bei tiefstehender sonne in der natur herum.

silver screen (6 seiten): langweiliges interview mit armani, modefotos von terry richardson. das model hat die achseln nicht rasiert. wollte der terry bestimmt so.

the adventures of thaddeus o'neil (12 seiten): zusammencollagierte seiten mit fotos von bruce weber und komischer poetry von thaddeus o'neil, den weber seit dessen kindheit fotografiert. der sohn der nachbarn, vater sexy surflehrer, konnte man also schon dem zehnjährigen ansehen, daß das mal ein smarter blonder american hunk wird.

let loose (10 seiten): langes interview mit tom ford (ysl, gucci), modefotos von paulo sutch. sympathischer kerl, der tom ford, all american guy eben. erzählt keine belanglose scheiße wie armani zum beispiel. ist seit fünfzehn jahren mit seinem freund zusammen, worauf er besonders stolz ist, und sagt das auch mit aller selbstverständlichkeit.

ra ra superstar (6 seiten): artikel über britney spears. übermalte fotos von steven klein.

the rapture (18 seiten): interview mit dolce & gabbana. hatte keine lust, das zu lesen. gehen mir schon seit jahren auf die nerven. ihr "icon" ist natürlich madonna, warjaklar. modefotos von solve sundsbo, schon wieder dicklippige jugendliche am gebirgsbach.

layout: meiner meinung nach sehr gut und konsequent durchlayoutet. fast nur antiqua-schriftarten. längere texte werden ganz klassisch mit linien und kursivgestellten headlines strukturiert. ziemlich ungewohnt, verglichen mit anderen zeitschriftenlayouts. ein paar fotostrecken sind twen-ähnlich präsentiert. fotos auf schwarzem hintergrund, daneben große zitate in weißer schrift. sehr schön. überhaupt gibt es im ganzen heft nur schwarze oder weiße schrift, keine farbigen schriftarten, keine rundgesetzten headlines, so als ob es dtp nie gegeben hätte, sagt b. gut gefallen hat mir auch die ruhige und großzügige gestaltung der fotoseiten. zum beispiel: linke seite ganz leer und weiß, rechte seite ein großformatiges foto. schon wieder: einfach sehr schön.

gesamurteil:
war wirklich überrascht, wie gut gemacht und layoutet diese ausgabe des pop magazines ist. hatte mir das, auch aufgrund des logos, ganz anders vorgestellt, langweiliger, beliebiger, zusammengehauener. das icon-thema ist ein ganz netter aufhänger, mehr auch nicht. ein etwas fundierterer text zum thema wäre nicht schlecht gewesen. die interviews und artikel sind von sehr unterschiedlicher journalistischer qualität. das stört ein bißchen. aber ist ja nur ein modefotomagazin. am besten gefallen haben mir die "eve"-fotos sowie die stories über und um jt leroy und princess superstar. naja, und die bruce-weber-fotos natürlich. die auswahl der fotografen ist überhaupt phänomenal: klein, richardson, weber, sturges und andere bekannte namen. mehr geht schon fast garnicht mehr. schöne coffeetable-zeitschrift, preis ist ok, die nächste ausgabe kaufe ich bestimmt wieder.

gehypt werden übrigen: paleness, see-through-shirts, hosenträger, armreifen, fransenhandtaschen, überhaupt hippiefummel, dicke lippen und stella mcCartney.



 
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