Babel #1 - #3




Die Frage ist wohl, wie glänzend ein Magazin sein muß, um glossy zu sein. Wenn ein paar Printdesigner heute eine Demonstration ihrer grafischen und fotografischen Talente planen, kreieren sie ja kein Modemagazin. Sie machen stattdessen eine politische Zeitschrift, wenn auch schlußfolgerungsfrei aus grafischen Argumenten konstruiert. Kommt eine solche Zeitschriften dann (fast) ohne Texte aus und sind ihre grafischen Argumente ironische Pointen - dann ist sie ein glossy Magazine nach dem 11. September.
BabeL ist ein solches Magazin. Im Editorial der neuesten Ausgabe wird vor dem Hintergrund einer anverwandelten irakischen Flagge die Hoffnung geäußert, Fotografie funktioniere wie Fotosynthese. Seien aus letzterer die fossilen Brennstoffe entstanden, bewirke auch erstere vielleicht Bewegung. Das ist die diffuse Hoffnung eines glänzend gestalteten Magazins, das aus den Einnahmen einer kommerziellen Print-Agentur bezahlt wird und nach Feierabend solche Fotos in subtilen Strecken organisiert, die als Indizien für den Zustand der Weltordnung dienen können: Flugzeuge, Gewächshäuser, Bärenkäfige, der Golf Krieg, ein Schwimmbad, ein Schlachthaus, ein OP-Saal und ein ehemaliger Spitzenkandidat der Berliner CDU.



BabeL erweckt mit schwer zu übertreffender grafischer Eleganz auf billigem Altpapier den Eindruck, daß die Welt ein Memory-Spiel ist und die richtige Anordnung ihrer Bilder die Zusammenhänge ahnen läßt. Sie setzt die Grüne Woche mit "Orten des Schreckens" gleich und inszeniert ein absurdes Welttheater leerer Dinge und Orte. BILD Überschriften versus Postwartezone, Tanga versus monegassisches Hotel; Paparazzibilder neben Ferienfotos und alles als Beweis der beliebigen Verwendbarkeit aller Bilder.



Das ist nicht vollkommen glossy, gehört aber hierher. Denn um eine lakonische Analyse der kursierenden Bilder zu unternehmen, muß BabeL wie eine Modestrecke auftreten. Und mehr noch: Das Mittel zur Bild-Rekonfiguration ist der Glanz der Eleganz - eine formale Widersetzlichkeit als oberflächengestützter Protest. BabeL wird für 4 EUR durch Straßenverkäufer verkauft. Die Straßenverkäufer wollen aber noch nicht so recht.



 
neu:
... and paste
supatyp; 11.10.07, 18:03
Pop?
supatyp; 05.06.06, 17:52
Elle Girl
supatyp; 05.04.06, 14:00
Let Them Eat Cake
supatyp; 04.03.06, 10:47
AnOtherMan
glossymag; 01.03.06, 18:34
AnOtherMan #01
smal; 25.10.05, 20:59

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